Einsiedel die Perle im Zwönitztal
Einsiedel-2

In der Beilage zum Chemnitzer Tageblatt von 1936 steht zu lesen

Ein Bild von gesunder innerer Kraft

Es ist die schöne Eigenart der Einsiedler, daß sie ihre Heimat nicht verlassen, wenn die jungen Mädchen heiraten, dann kommt meist der junge Ehemann nach Einsiedel. Dieser schöne Zug hat naturnotwendig aber die Wohnungsfrage schwierig gestaltet, zumal für die zahlreichen Erbhöfe nicht genügend Bodenfläche. für Randsiedlungen zur Verfügung steht.
Daher ist es trotz dem Bau von 120 Wohnungen am Adolf-Hitler-Platz, dem Ausbau der heute 31 Häuser umfassenden, wundervoll auf dem Pfarrhübel gelegenen Siedlung und den nennenswerten Wohnungsbauten an der Kurt-Günther- und Eibenberger Straße noch nicht gelungen, der Wohnungsnot Herr zu werden. Unter den 6500 Einwohnern der Gemeinde befinden sich noch gegen 200 Wohnungssuchende, und die vielen Anfragen Auswärtiger, die nach Einsiedel kommen möchten, bleiben gegenwärtig noch daher unerfüllt, das man ihnen keine Wohnung zur Verfügung stellen kann.
Die innere Struktur der Gemeinde ist durchaus gesund. Einsiedel galt zu Friedenszeiten als eine der besten Steuerzahlergemeinden in Sachsen, relativ damals die beste, und gilt auch heute noch als gute Gemeinde im Chemnitzer Bezirk. Trotz langjähriger marxistischer Mehrheit hat man auch in den schlimmsten Jahren den unheilvollen marxistischen Einflüssen kraftvoll Einhalt geboten und so die Gemeinde vor Überschuldung bewahrt.
Einsiedel besitzt, um das Bild der Gemeinde abzurunden , eine sehr gute Feuerwehr mit über 80 Mitgliedern und einem Halbzug im Ortsteil Berbisdorf, ausgezeichnete Trinkwasserverhältnisse durch Quellwasserleitung, an die bis zum Bau eines besonderen Pumpwerkes vorerst nur der 450 Meter, also 100 Meter über Einsiedel selbst, gelegene Ortsteil Berbisdorf nicht hat angeschlossen werden können, Forstamt, Postamt mit Selbstanschlußamt, Bahnhof und Pfarramt mit zwei Kirchen, zwei Schulen in Einsiedel und eine in Berbisdorf, eine große Verbandsberufsschule mit rund 600 Schülern und Schülerinnen, eine große Anzahl neuzeitlicher Sportplätze, Gemeindebad und Turnhalle und am Staatswalde das ideale SA-Sport-und Jugendheim, das Kurt-Günther-Heim, Gaswerk, Elektrizitätsanschluß sowie Volksbibliothek, so daß alle Bequemlichkeiten des modernen Lebens gegeben sind.
Der Erzgebirgsverein betreut in vorbildlicher Weise die zahllosen herrlichen Waldwege und hat an landschaftlichen Brennpunkten gegen 100 Ruhebänke aufgestellt.
Ausgezeichnet aber sind auch die Verkehrsverbindungen. Täglich bestehen allein 38 Zugverbindungen von und nach Chemnitz und von und nach dem oberen Erzgebirge, und Autobuslinien führen durch den Ort und berühren ihn an seinen äußersten Grenzen an der Zschopauer- und an der Annaberger Straße.
Es gilt zuletzt noch einen kurzen Blick auf die Geschichte des Ortes zu werfen, dessen Gemeindesiegel mit einem Einsiedler den Ortsnamen symbolisiert und an alte Sagen über die Gründung erinnert, ohne, daß sich diese Sagen geschichtlich erhärten ließen. Man darf wohl in Einsiedel eine Gründung deutscher Ansiedler aus dem 11. Jahrhundert vermuten.
Leider fließen die geschichtlichen Quellen selbst nur spärlich, da bei einem Pfarramtsbrande im Jahre 1740 sämtliche Kirchenbücher ein Raub der Flammen wurden und auch die sonst im Pfarrarchiv vorhandenen Schriftstücke nur wenig Anhalt bieten.
Nur aus der Tatsache, daß die einst in unmittelbarer Nähe des Ortes gelegenen Dörfer Hopfgarten und die Alte Harth seit dem 80jährigen Krieg vollständig vom Erdboden verschwunden sind und heute nur noch im Volksmunde in ihren Namen weiterleben, darf man daraus schließen, das die Wehen des unseligen Krieges auch dies stille Tal mit allen ihren Schrecken heimgesucht haben.
Jahrhundertelang gehörte der Ort der Adelsfamilie von Einsiedel und stand einst unter dem Einsiedelschen Gericht zu Weißbach. Später kam er unter die Gerichtshoheit des Dittersdorfer Hofes, bei der es bis zum Jahre 1856 blieb.
Verfallene Stollen bezeugen, daß auch hier Bergbau betrieben worden ist. Auch ein Eisenhammer ist nachweislich vorhanden gewesen. erst um 1801 begann die Industrialisierung und machte so rasch Fortschritte, daß man bereits 1846 in dem ehemaligen Bauerndorf vier Spinnereien mit 19500 Spindeln zählte. Auch die Strumpfwirkerei fand langsam Eingang.
Machtvoll entwickelte sich der Ort. Zählte er um 1846 noch 1374 Einwohner, so war deren Zahl bis 1895 auf 3729 und bis 1900 bereits auf 4348 angestiegen. Einsiedel ward zum Vorort der nahen Großstadt, aber es bewahrte sich seine liebliche Eigenart und seine landschaftlichen Reize ungeschmälert bis heute.

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2015 © Copyright by Bernd Obermaier  Projektstart: 25.07.2000 aktueller Stand vom 03.01.2015
154 Seiten Einsiedler Geschichte,